Bundespräsidentenwahl 2.0
Haben sie's auch mitbekommen, uns im Wald hat man das schon ganz früh gesagt, wir haben einen neuen Bundespräsidenten. Ich habe mir das Spektakel natürlich live im Fernsehen angesehen, auf Phoenix. Stundenlange Übertragungen, deren nervenaufreibende Langeweile kaum zu überbieten sind, da weiß man doch wenigstens wohin die Gebühren wandern. Ok, immer noch besser Langeweile aus der Bundesversammlung, als Dieter Bohlen. Wenn man da auch noch Gebührengelder für ausgeben würde, dann würde es wirklich bedenklich. Auf der anderen Seite muss man den Damen und Herren von Phoenix auch zu Gute halten, dass die nichts für die Langeweile können. Naja, also zumindest nicht alles. Man könnte ja auch mal ein paar spannendere Beiträge und Interviews in den Stunden des Wartens senden. Die größte Schuld aber trägt der Bundestag. Unsere Parlamentarier könnten sich nun wirklich mal eine neue Geschäftsordnung geben. Die gilt ja auch für die Bundesversammlung. Die unzähligen Kameras auf allen Fluren des Reichstages sollten auch den Abgeordneten eines klar machen: Es gibt einen technischen Fortschritt. Also die Kameras sind der Fortschritt, nicht dass die Parlamentarier reinquasseln dürfen! Da werden alle 1244 Mitglieder der Bundesversammlung in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen, gehen dann aus dem Plenarsaal zeigen ihren Ausweis vor, bekommen einen Stimmzettel, gehen dann in die Wahlkabine, machen ihr Kreuz, stecken den Stimmzettel in einen Umschlag, gehen zurück in den Saal und werfen dann den Umschlag in eine Wahlurne. Ist die ganze Prozedur vorbei, wobei das Warten auf das Ende schon ein tolles Schlafmittel ist, kennt man immer noch kein Ergebnis, nach einer guten Stunde. Jetzt aber kommt das eigentliche Highlight: Die Schriftführer verlassen den Saal und ziehen sich zur Auszählung der Stimmen zurück. Eine knappe Stunde später kommt dann der Präsident, verließt das Ergebnis. Als wäre das nicht genug, ist danach erstmal Pause. Als Mensch, der tatsächlich auch im Wald über einen Internetanschluss verfügt, fragt man sich dann schon: Geht das nicht auch schneller? Wie wäre es denn mal mit einer elektronischen Wahlurne. Die Wahlmänner gehen in die Wahlkabine, schieben ihren Wahlausweis ins Gerät, stimmen ab und gehen wieder auf ihren Platz. Genau eine Sekunde nachdem alle 1244 Stimmen abgegeben worden sind hat man das amtliche Ergebnis. Zeitersparnis bei drei Wahlgängen locker zwei Stunden. Jetzt kommen dann gleich die Bedenkenträger: „Das ist aber nicht mehr geheim. Da kann man doch alles speichern.“ Gerne werden solche Bedenken mit folgendem kombiniert: „Das Ergebnis habe die doch vorher eh da reinprogrammiert.“ Gut und schön, aber wer sich schon mal mit dem Bundestag beschäftigt hat, der weiß, dass die Bundestagsverwaltung gegenüber solchen Beratungen äußerst resistent ist. Mal ganz abgesehen davon stellen alle Fraktionen Schriftführer. Den Grünen möchte ich sehen, der die CDU bei der Wahl lustig manipulieren lässt. Mit solchen Infos lässt sich doch super die nächste Wahl gewinnen. In einem modernen Staat sollte auch das Parlament über moderne Mittel verfügen. Wenn man allein den Papierwust sieht. Hätte jeder Abgeordnete einen Netzwerkanschluss am Platz und einen Laptop dabei, dann könnte man viele, viele Blatt Papier sparen. Das rechnet sich bei den Ausgaben und in der Ökobilanz. Wer nicht glaubt, dass sowas funktioniert, der muss nur mal nach Dänemark gehen. Sogar eine Kommunen im Land haben es schon begriffen. Die Kassen sind leer und so einen tragbaren Computer hat so ziemlich jeder heutzutage. Wie wär's denn mal, wenn der Bundestag mit guten Beispiel voran geht.